Journalismus unter Druck: Eindrücke vom b° future festival 2025 in Bonn

Bildcredit: https://www.b-future.org

Das b° future festival für Journalismus und konstruktiven Dialog, das vom 2. bis 4. Oktober 2025 in Bonn stattfand, bot über drei Tage hinweg eine intensive Auseinandersetzung mit den drängendsten Fragen der Medienlandschaft. Im Fokus stand dabei auch eine Entwicklung, die die No SLAPP Anlaufstelle täglich in ihrer Arbeit erlebt: der zunehmende Druck auf kritische Berichterstattung in Europa.

Am ersten Festivaltag wurde unter anderem auch die No SLAPP Anlaufstelle beim Deep Dive Workshop „Reporting Europe: Journalism, Democracy, and the Authoritarian Challenge" vorgestellt. Die vierstündige Session widmete sich einer existenziellen Frage: Wie kann Journalismus angesichts wachsender autoritärer Tendenzen in Teilen Europas weiterhin als demokratische Säule funktionieren? Die Diskussion machte deutlich, dass die Herausforderungen vielfältig sind – von rechtlichen Drohungen über schrumpfende finanzielle Ressourcen bis hin zu direkter Einschüchterung. Besonders wertvoll war der Austausch über konkrete Strategien, die Medienorganisationen europaweit entwickeln, um diesen Angriffen zu begegnen. 

Das Festival bot zahlreiche weitere Sessions, die sich mit verwandten Themen beschäftigten. Besonders eindrücklich war das Panel „From Newsroom to Courtroom: Repression of Georgian Journalists", das konkret aufzeigte, wie schnell pressefreiheitliche Standards erodieren können. Innerhalb von nur sechs Monaten sahen sich georgische Medienschaffende mit Angriffen, Repression und politischen Inhaftierungen konfrontiert – ein Beispiel dafür, wie unabhängige Medien gegen alle Widrigkeiten für Pressefreiheit kämpfen müssen.

Die Session „America's Free Press in Shackles" richtete den Blick auf die Vereinigten Staaten, wo aktuell verschiedene Medienformate ihre Finanzierung verlieren, kritische Redaktionen zum Schweigen gebracht und journalistische Schutzmaßnahmen zurückgerollt werden. Die Diskussion stellte die beklemmende Frage: Werden die demokratischen Schutzwälle halten?

Auch die Rolle digitaler Plattformen und die Macht von Tech-Konzernen standen im Fokus mehrerer Veranstaltungen. Das Panel „Game over, Democracy? Wie wir uns das Netz zurückholen" mit Prof. Martin Andree ebenso wie die Diskussion „Facebook & Co: Should I Stay or Should I Go?" thematisierten die zunehmende Abhängigkeit von Algorithmen-gesteuerten Plattformen und suchten nach Auswegen.

Konstruktiv war auch die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Journalismus mit Extremismus und Populismus umgehen sollte. Die Session „Stresstest für den Journalismus: Wie umgehen mit Extremisten und Populisten?" entwickelte Strategien, wie Berichterstattung vertrauenswürdig, relevant und demokratiestärkend bleiben kann, wenn sie mit „Profis der Polarisierung" konfrontiert ist.

Einen praktischen Zugang bot die Session „Demokratie retten jetzt – Zeit für einen Masterplan", die sich mit konkreten Ansätzen zur Regulierung von Big Tech, der Entwicklung europäischer Plattformen, KI-Kompetenz und dem Wiederaufbau von Medienvertrauen befasste.

Das Festival machte deutlich: Die Herausforderungen für freien Journalismus in Europa sind real und vielfältig. Gleichzeitig zeigte der intensive Austausch zwischen Medienschaffenden aus verschiedenen Ländern, dass es Strategien, Netzwerke und Unterstützungsstrukturen gibt. Die Arbeit der No SLAPP Anlaufstelle fügt sich in diesen größeren Kontext ein – als konkretes Angebot für diejenigen, die in Deutschland durch missbräuchliche Klagen zum Schweigen gebracht werden sollen.

Der konstruktive Dialog, den das Festival ermöglichte, ist selbst Teil der Lösung: Nur durch Vernetzung, Austausch von Erfahrungen und gemeinsame Strategieentwicklung kann der Raum für kritischen, unabhängigen Journalismus verteidigt und erweitert werden.

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